
#SHORTCUT Julia Rosenbaum

Julia Rosenbaum (*1978) studierte Kunstgeschichte, Klassische Archäologie und Erziehungswissenschaften in Berlin und Rom. Seit 2005 arbeitet sie für das Kunstengagement der Deutschen Bank. Mit Rosenbaum Art Advisory berät sie Privatpersonen und Unternehmen beim Erwerb, Sammlungsaufbau und weiteren Aktivitäten rund um zeitgenössische Kunst. Als selbständige Kunsthistorikerin kuratiert sie Ausstellungen, bietet exklusive Studiobesuche und moderiert Gespräche mit Künstlern*innen und Kuratoren*innen an. www.juliarosenbaum.com
VTph editions: Julia, seit vielen Jahren berätst du Privatpersonen, Unternehmen und Sammler beim Kauf von Kunst und bei ihrem Sammlungsaufbau. Was fasziniert dich an deiner Arbeit?
Julia Rosenbaum: Kunst zu kaufen und zu sammeln, kann viele gute Gründe haben: Die Liebe zur Kunst, die Förderung von Talenten oder der Glaube an Kunst als Kapitalanlage. Die zeitgenössische Kunstwelt ist sehr spannend, aber auch sehr unübersichtlich. In diesem Dickicht an unterschiedlichen Stilen und Strömungen, Preisen und Marktregeln ist es hilfreich, jemanden an der Seite zu haben. Das, was mich jeden Tag antreibt, ist also der Wunsch, Menschen dort eine Orientierung zu geben, sie für Kunst zu begeistern, ihnen zu helfen, die Kunst besser zu verstehen, und sie darin unterstützen, die richtige Kunst für ihren Geschmack zu finden. Für oder am Besten gemeinsam mit meinen Kunden spannende, aufstrebende Künstler*innen aufzuspüren, macht mir sehr viel Freude. Meine Kunden dahingehend zu beraten, welche Arbeiten zentral im Œuvre sein kann oder welches die qualitätsvollste Arbeit aus kunstwissenschaftlicher Sicht ist, ist immer wieder eine tolle Herausforderung. Neben all dem Organisatorischen, das mit Kunstkauf verbunden ist, ist schließlich die Begleitung auf Messen und Auktionen oder in Galerien und Ateliers ein weiterer abwechslungsreicher Teil in meiner Arbeit.
VTph editions: Parallel bietest du auch Studio Visits an, mit Blick hinter die Kulissen. Erzähl uns gerne mehr darüber.
Wie viele bin ich immer gern in die Ateliers von Künstlern*innen gegangen. Dort finden andere Gespräche als in der Ausstellung oder bei einem Dinner statt. Nachdem mich immer mehr Menschen in meinem Umkreis fragten, ob sie mal mitkommen könnten, dachte ich, das kann ich ja auch professionalisieren. Also habe ich 2014, zuerst mit Ala Glasner, StudioVisits gegründet. Dadurch konnte ich persönliche Gespräche weiter vertiefen sowie Netzwerke ausbauen und das beste war – ich konnte andere daran sogar noch teilhaben lassen! StudioVisits ermöglichte seitdem vielen Interessierten, Künstler*innen und ihre Arbeit im persönlichen, moderierten Gespräch kennenzulernen. Die Gäste erhalten intime Einblicke in die Kunstproduktion und werfen einen Blick hinter die Kulissen des „Mythos Atelier“ und bekommen neue Perspektiven auf aktuelle Tendenzen einer jungen, internationalen und facettenreichen Kunstszene Berlins. Ähnlich wie bei der Kunstberatung sehe ich meine Funktion auch mit den StudioVisits darin, Zugang zu schaffen und als Art „Brückenbauerin“ zwischen kunstinteressierten Menschen, Künstler*innen, Galerien und der aktuellen Kunstszene zu agieren.
VTph editions: In deiner Arbeit triffst du auf viele unterschiedliche Spannungsfelder in der Kunst, z.B. Malerei und Fotografie, oder Fotografie und Installation. Was genau reizt dich an den unterschiedlichen Sprachen und Herangehensweisen?
Ich finde jede Herangehensweise, ob Malerei, Fotografie oder Installation spannend. Was mich immer wieder fasziniert, ist, dass immer wieder neue Wege gefunden werden, eine künstlerische Sprache voranzutreiben und in neue, unbekannte Bereiche zu überführen. Dann entsteht Neues.