
SPOTLIGHT // HELMUT NEWTON FOUNDATION – Newton, Riviera and Dialogues. Collection FOTOGRAFIS x Helmut Newton
Am 4. September 2025 eröffnet die Berliner Helmut Newton Foundation ihre neue Doppelausstellung "Newton, Riviera | Dialogues. Collection FOTOGRAFIS x Helmut Newton".
Im Sommer 2022 kuratierte der Stiftungsdirektor Matthias Harder gemeinsam mit Guillaume des Sardes für die historische Villa Sauber in Monte-Carlo die Einzelausstellung Newton, Riviera. Erstmals wurde damit auch dieser späte Wohnort der Newtons und die gesamte Region, in der so viele ikonische Fotografien Helmut Newtons entstanden sind, intensiver beleuchtet.

Helmut Newton, American Vogue, Monaco 2003 © Helmut Newton Foundation
Ein Ausschnitt aus jener Ausstellung wird nun – parallel zu Dialogues. Collection FOTOGRAFIS x Helmut Newton – in der Berliner Stiftung präsentiert und somit die Auseinandersetzung mit den für den Fotografen wichtigen Orten und Lebensmittelpunkten nach den erfolgreichen Präsentationen Hollywood (2022) und Berlin, Berlin (2024/2025) fortgesetzt.
Zum Jahreswechsel 1981/82 zog Helmut Newton mit seiner Frau June von Paris nach Monte-Carlo und verlagerte dadurch nicht nur seinen Lebensmittelpunkt an die französische Mittelmeerküste, sondern wechselte auch die Blickwinkel und Bildhintergründe seiner Auftragsarbeiten radikal. Seit dieser Zeit war es nicht mehr der lässige oder elegante Pariser Chic, sondern die eher mondäne Gesellschaft, die er – immer wieder kontrastiert durch die zahlreichen Betonwände der Baustellen in Monaco als Hintergrundmotiv – fotografierte. Auch die schlichte Garage seines Apartmenthauses diente häufig als Bühne für seine so überraschenden wie raffinierten Modeinszenierungen für Zeitschriften und Designer oder für die mysteriöse S/W-Sequenz „The Woman on Level 4“.
Newtons Begeisterung für die französische Riviera bestand allerdings schon viel länger. Bereits 1964 kauften sich June und Helmut ein kleines Steinhaus in der Nähe von Ramatuelle, unweit von Saint-Tropez, wo beide seitdem nicht nur die Sommerferien verbrachten, sondern auch künstlerisch höchst aktiv waren; davon zeugen S/W-Aufnahmen, die für die amerikanische Vogue entstanden, ebenso wie Farbbilder für den Pentax-Kalender. Die Ausstellung vereint eine Großzahl von frühen, teilweise unikatären Abzügen, sogenannte vintage oder lifetime prints.
Auch Cannes und Nizza waren in den 1980er- und 90er-Jahren beliebte Orte für die ungewöhnlichen Modeshootings von Helmut Newton; später zog es ihn an andere Orte der Riviera-Küste, etwa nach Cap d’Antibes, Saint-Jean-Cap-Ferrat, Menton oder über die Grenze ins italienische Bordighera. Überall entstanden Fotografien seiner drei Hauptgenres Mode, Porträt und Akt – und fast immer spielt das intensive Licht in jenen Aufnahmen eine zentrale Rolle. Doch auch nachts fotografierte er gelegentlich vom Balkon seines Apartmenthauses in Monaco auf das ruhige, dunkle Meer. Vergleichbar melancholische Landschaftsaufnahmen entstanden in Berlin Mitte der 1990er-Jahre und mündeten schließlich in eine seiner letzten Galerieausstellungen unter dem Titel „Sex and Landscapes“ 2001 in der Züricher Galerie de Pury & Luxembourg, mit der im Juni 2004 posthum auch seine Berliner Stiftung eröffnet wurde. Mit der Präsentation dieser großformatigen Originalprints schließt sich gut 20 Jahre später erneut ein Kreis.
Mit „Dialogues. Collection FOTOGRAFIS x Helmut Newton“ wirft die Helmut Newton Foundation einen völlig neuen Blick auf das Œuvre ihres Gründers. Diese Ausstellung gleicht einem spielerischen Experiment, das sich erst in der Rezeption vor Ort erschließt und vollendet.

Diane Arbus, The King and the Queen of a Senior Citizen Dance, NYC, 1970,, courtesy Collection FOTOGRAFIS, Bank Austria Kunstforum, Wien
Zweimal wurden in den vergangenen Jahren in der Helmut Newton Foundation neben den Einzel- und thematischen Gruppenausstellungen auch fotografische Sammlungen präsentiert. Den Anfang machte 2018 die private Kollektion von Carla Sozzani aus Mailand unter dem Titel „Between Art & Fashion“. Die zweite Zusammenarbeit im Jahr 2024 bildete die Übernahme der Ausstellung „Chronorama“ vom Palazzo Grassi in Venedig; gezeigt wurde ein Teil der fotografischen Sammlung des Condé-Nast-Archivs, das kurz zuvor in die Pinault Collection übergegangen war. Auch in diesem Ausstellungskontext war Helmut Newton vertreten, hatte er doch seit Jahrzehnten für die unterschiedlichen Zeitschriften von Condé Nast gearbeitet, allen voran für die Vogue, Vanity Fair und den Traveler.
Beide Präsentationen waren in den Berliner Ausstellungsräumen ungewöhnlich angeordnet und klar gegliedert: die erste in alphabetischer Reihenfolge der knapp 100 ausgewählten Fotografen und Fotografinnen, die zweite in der Chronologie der Bildentstehung beziehungsweise Veröffentlichung in den entsprechenden Condé-Nast-Zeitschriften. Sowohl „Between Art & Fashion“ als auch „Chronorama“ beinhalteten bedeutende fotohistorische Bildikonen.
Dieser Anspruch wird fortgesetzt, jedoch in anderer Form. Die neue Ausstellungskooperation – diesmal in Zusammenarbeit mit der „Collection FOTOGRAFIS“ aus dem Bank Austria Kunstforum Wien – setzt sich aus über 60 Diptychen zusammen. Unter anderem inspiriert durch den Dialog-Newsletter der Collezione Ettore Molinario, der jeweils zwei unterschiedliche Fotografien aus der großartigen Mailänder Sammlung vorstellt, treten ausgewählte Fotografien der hochkarätigen Wiener Sammlung mit Aufnahmen von Helmut Newton aus dem hauseigenen Stiftungsarchiv in einen spannungsvollen Dialog. Die Fotografien wurden von den beiden verantwortlichen Kuratoren Bettina M. Busse (Kunstforum) und Matthias Harder (Helmut Newton Foundation) assoziativ und intuitiv kombiniert. Zu sehen sind immer zwei Porträts, Stillleben, Landschafts- oder Architekturaufnahmen bis hin zu surrealistisch verfremdeten Mode- und Aktfotografien aus völlig unterschiedlichen Zeitschichten unmittelbar nebeneinander. Mal ist es eine formale, mal eine inhaltliche Nähe zwischen den beiden Fotografien, gelegentlich mag die Kombination auf den ersten Blick sogar willkürlich oder amüsant erscheinen, doch in allen Fällen eröffnet der Dialog der Bilder einen größeren Imaginationsraum für die Betrachtenden.
Die neue, experimentelle Ausstellung in der Helmut Newton Foundation zeigt unterschiedliche Facetten des Menschlichen und der Entwicklung des gesellschaftlichen Lebens eines ganzen Jahrhunderts als Gegenüberstellung von Newtons Fotografien mit einem „Partner-Motiv“ von Diane Arbus, Alfred Stieglitz, Margaret Bourke-White, Elliott Erwitt, Florence Henri, Duane Michals, Paul Strand, Man Ray, August Sander, Judy Dater, Otto Steinert und vielen anderen berühmten Namen der Fotografiegeschichte des 19. und 20. Jahrhunderts. Die sich mal ergänzenden, mal abstoßenden, aber stets überraschenden Bildpaare wurden noch nie zusammen präsentiert. Das Miteinander respektive Gegeneinander fotohistorisch ikonischer sowie unbekannter Aufnahmen lässt erkenne, dass sich auch Helmut Newton in seinem Werk inspirieren ließ. Und doch entstanden und entstehen verblüffend ähnliche Bildfindungen in der internationalen Fotografie auch völlig unabhängig voneinander, teilweise sogar viele Jahrzehnte später.
(Presse: Nadine Dinter PR)
HELMUT NEWTON FOUNDATION
Newton, Riviera and Dialogues. Collection FOTOGRAFIS x Helmut Newton
Museum für Fotografie
Eröffnung: Donnerstag, 4. September 2025, 19 Uhr
Laufzeit: 5. September 2025 15. Februar 2026
Jebensstraße 2
10623 Berlin
https://helmut-newton-foundation.org/
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On 4 September 2025, the Helmut Newton Foundation in Berlin will open its new double exhibition:
Newton, Riviera and Dialogues. Collection FOTOGRAFIS x Helmut Newton.
In the summer of 2022, the Helmut Newton Foundation´s director Matthias Harder and Guillaume de Sardes co-curated the exhibition Newton, Riviera for the historic Villa Sauber in Monte Carlo. For the first time, this late-life home of the Newtons - and the surrounding region where many of Helmut Newton´s iconic images were created – took center stage. A selection from that exhibition will now be shown in Berlin, running in parallel with Dialogues. Collection FOTOGRAFIS x Helmut Newton. l environments, following acclaimed exhibitions such as Hollywood (2022) and Berlin, Berlin (2024/25).
At the turn of the year 1981/82, Helmut Newton and his wife June relocated from Paris to Monte Carlo. The move marked not only a shift in their private lives, but also a dramatic change in Newton’s photographic settings and perspective. Gone was the effortless elegance of Parisian chic; in its place, Newton turned his lens on the Riviera’s glamorous social scene – often set against the stark concrete walls of Monaco’s many construction sites. Even the modest garage of their apartment building became a stage for his bold, conceptually sharp fashion stories for magazines and designers, as well as for the enigmatic black-and-white series The Woman on Level 4.
Newton’s love for the French Riviera, however, ran deeper still. As early as 1964, he and June purchased a small stone house near Ramatuelle, not far from Saint-Tropez. It became both a summer retreat and a space for creative work, as evidenced by black-and-white images shot for Vogue US and vibrant color photographs for the Pentax calendar. The exhibition includes a wide range of early prints, including unique vintage and lifetime prints.

Helmut Newton, Jude Law, Monaco 2001, © Helmut Newton Foundation
During the 1980s and ‘90s, Newton’s unconventional fashion shoots took him to Cannes and Nice, and later to other parts of the Riviera: Cap d’Antibes, Saint-Jean-Cap-Ferrat, Menton, and even across the Italian border to Bordighera. Across these locations, he explored his three signature genres – fashion, portrait, and nude – with the region’s distinctive light playing a central role. At times, he also captured serene nocturnal seascapes from his Monaco balcony. Similarly atmospheric landscapes emerged during the mid-1990s in Berlin, culminating in his 2001 gallery show Sex and Landscapes at Galerie de Pury & Luxembourg in Zurich. A version of the exhibition was also presented at the opening of the Helmut Newton Foundation in Berlin in June 2004, shortly after Newton’s death. Now, more than 20 years later, this new presentation of large-format original prints brings that trajectory full circle.
With Dialogues. Collection FOTOGRAFIS x Helmut Newton, the Helmut Newton Foundation presents a fresh perspective on the work of its founder. This exhibition takes the form of a playful visual experiment – one that fully unfolds through the viewer’s on-site experience.
On two occasions in recent years, the Helmut Newton Foundation has presented private photography collections in addition to its solo and thematic group exhibitions. The first was Between Art & Fashion (2018), showcasing Carla Sozzani’s private collection from Milan. The second, in 2024, was Chronorama, originally presented at Palazzo Grassi in Venice and based on the photographic holdings of the Condé Nast Archive, which had recently become part of the Pinault Collection. Helmut Newton featured in both, having worked extensively for Condé Nast publications such as Vogue, Vanity Fair, and Traveler over the decades.
Both shows were distinctly curated for the foundation’s exhibition spaces in Berlin: Between Art & Fashion was arranged alphabetically by nearly 100 featured photographers, while Chronorama followed the chronology of image creation or publication in Condé Nast magazines. Each presented a wide range of iconic images from the history of photography.
This same ambition continues – this time in a new format. The current collaboration, with the Collection FOTOGRAFIS of the Bank Austria Kunstforum Wien, comprises more than 60 diptychs. Inspired in part by the Dialogues newsletter from Milan’s Collezione Ettore Molinario – which regularly pairs contrasting images from its archive – the exhibition brings selected photographs from the Viennese collection into dialogue with works by Helmut Newton from the foundation’s own holdings. Curators Bettina M. Busse (Kunstforum) and Matthias Harder (Helmut Newton Foundation) paired the images through an intuitive, associative process. Each diptych features two portraits, still lifes, landscapes, architectural images, or surreal reinterpretations of fashion and nude photography – shown side by side across different eras. At times the connections are formal, at others thematic. Some combinations may appear humorous or even arbitrary at first glance, but in every case, the interplay between images opens up a broader space for imagination.
This new experimental exhibition at the Helmut Newton Foundation explores the many facets of human experience and the evolution of social life over the course of a century – through the juxtaposition of Newton’s photographs with “partner images” by Diane Arbus, Alfred Stieglitz, Margaret Bourke-White, Elliott Erwitt, Florence Henri, Duane Michals, Paul Strand, Man Ray, August Sander, Judy Dater, Otto Steinert, and other key figures from the photographic canon of the 19th and 20th centuries. These pairings – sometimes complementary, sometimes contrasting, always unexpected – have never been presented together before. The interplay of iconic and lesser-known works reveals not only how Newton’s photography engaged with broader photographic traditions, but also how remarkably similar visual ideas have often emerged independently in international photography – sometimes even many decades later.
(Press: Nadine Dinter PR)
HELMUT NEWTON FOUNDATION
Newton, Riviera and Dialogues. Collection FOTOGRAFIS x Helmut Newton
Museum of Photography
Opening: Thursday, 4 September 2025, 7 pm
Duration: 5 September 2025 15 February 2026
Jebensstrasse 2
10623 Berlin
https://helmut-newton-foundation.org/en/
Cover: Helmut Newton, Grand Hôtel du Cap, Marie Claire, Antibes 1972, © Helmut Newton Foundation