Alexander Gehrings Arbeiten sind analoge Handabzüge, die er in seinem Labor in Berlin entwickelt. In seiner Serie ‚Dark Chambers‘ thematisiert er das Verhältnis von Mensch und Bild, indem er das Innere von Höhlen fotografiert. Hier im Verborgenen, im Erdinneren zeugen nicht nur fossile Spuren, Stalaktiten, Stalagmiten und Gestein von einer millionenjahre alten Geschichte, sondern hier wird dem Menschen auch der trügerische Charakter der Bilder bewusst. Nicht nur in Platons Höhlengleichnis entsteht das helle Bild der sichtbaren Welt in der Dunkelheit, auch in Alexander Gehrings Fotografie liegt der Ursprungsort der Bilder in der Finsternis – der Dunkelkammer.
Auch in der Serie ‚The Alchemy of Colour‘ erkundet der Künstler die geheimnisvollen Schaffensprozesse in der fotografischen Dunkelkammer sowie die Beziehung zwischen analoger Fotografie und Alchemie. Der starke Kontrast von Dunkelheit und leuchtenden Farben sowie die Reduziertheit der Motive nehmen Bezug auf Symbole und Zeichen eines vergangenen Magieglaubens. Alexander Gehrings Bilder sind nicht nur eine Hommage an die analoge Fotografie und die Entstehung jedes einzelnen Werkes als Abbild der Welt, sondern auch an die Unwiederbringlichkeit der Natur.
Alexander Gehring ist 1981 in Bielefeld geboren und studierte Fotografie an der Fachhochschule Bielefeld sowie am London College of Communication. Er arbeitet sowohl im Auftrag von Medien wie der Zeit, dem Missy-Magazin und der Süddeutschen Zeitung als auch frei. Alexander Gehring lebt und arbeitet in Berlin. Seine Arbeiten wurden international in Museen und Galerien ausgestellt, u.a. in der Aperture Gallery, New York und dem Museum Morsbroich, Leverkusen. Er lehrte an verschiedenen Hochschulen und wurde 2016 mit dem Merck Preis der Darmstädter Tage der Fotografie 2016 ausgezeichnet.
"The Vanishing Point" / "Acque Nere" / "Split Landscape"
Vier Polaroids halten in der Serie „The Vanishing Point“ eine verschwimmende Winterlandschaft als Aussicht aus einem Fenster fest. Während die erste Fotografie noch eine fokussierte Landschaft zeigt, ist diese auf der letzten nur noch andeutungsweise durch die beschlagene und vereiste Fensterscheibe zu erkennen. Der Titel ist der perspektivischen Darstellung von Räumlichkeit entlehnt. Der perspektivische Fluchtpunkt entzieht sich durch seine visuelle Verflüchtigung.
Die Serie „Acque nere“ zeigt die italienische Stadt Castellammare di Stabia, ein paar Kilometer südlich von Neapel, welche im 19. Jahrhundert ein wichtiger Kurort war. Heute ist es ein eher trostloser Ort, abgesehen von einigen imposanten, gut restaurierten Gebäuden im Stadtzentrum. Aufgrund von Industrieabwässern (italienisch: acque nere), die seit Jahrzehnten über den Fluss Sarno in den Golf von Neapel bei Castellammare eingeleitet werden, sind die Küstengewässer seit langem verschmutzt.
"Split Landscape" – Zwei Ansichten eines Waldes ergeben ein Bild – der Wald steht auf dem Kopf. Und doch handelt es sich nicht um eine Spiegelung. Wenn die Raumzeit relativ ist, warum sollten Landschaften dann immer nur horizontal verlaufen?
„Geheimes Land“
Anne Heinlein setzt sich in ihrer Arbeit „Geheimes Land“ mit ehemaligen militärischen Sperrgebieten der NVA und der GSSD auseinander, denn rund 12 % des Territoriums der DDR waren Sperrgebiete. Dafür recherchierte sie in Archiven der Bundesbehörde für Stasiunterlagen, sprach mit Zeitzeugen und fotografierte in den ehemaligen Gebieten. Sie fand in Akten Berichte und Fotografien über das, was geheim bleiben sollte, fotografierte die Landschaft, die nach jahrelanger militärischer Nutzung kontaminiert zurück geblieben ist und lässt Fundstücke der vergangenen Zeit zu Relikten werden. Es geht in „Geheimes Land“ um Erinnerung, die Suche nach Wahrheit, um Überwachung, menschliche Schicksale und militärischen Drill. Die Arbeit beschäftigt sich mit Geschichte und Zeit und ermöglicht eine künstlerische Reflexion der vergangenen Welt aus der gegenwärtigen.
„Ein großes Geschenk für mich ist, dass ich keine Historikerin bin, sondern Künstlerin. So kann ich den Betrachtern oder den Besuchern der Ausstellung und allen die das zulassen, eine Auseinandersetzung mit der Geschichte auf künstlerischer Ebene ermöglichen.“–Anne Heinlein
Anne Heinlein (*1977 in Potsdam) studierte nach einer Lehre zur Fotografin Bildende Kunst an der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig, in der Fachklasse künstlerische Fotografie bei Timm Rautert. Seit ihrem Diplom 2006 arbeitet sie als freie Künstlerin. Ihre Arbeiten wurden international in zahlreichen Einzel- und Gruppenausstellungen gezeigt, wie im Kunstmuseum Siegen, Deutsche Börse Photography Foundation, Goetheinstitut San Francisco, Landesmuseum für Moderne Cottbus, Fotohof Salzburg und Nationalmuseum Bukarest. Kunststipendien, wie das der Stiftung Kunstfonds und des Künstlerhauses Lukas Ahrenshoop, folgten. Ihre Arbeit wurde unter anderem mit dem Lotto Kunstpreis und dem Nachwuchspreis für Künstler*innen des Landes Brandenburg ausgezeichnet. Für ihre letzte Publikation „Geheimes Land“ erhielt Anne Heinlein 2023/2024 die Silbermedaille des Deutschen Fotobuchpreises.
INTERVIEW // Anne Heinlein "Geheimes Land"
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„Secret Land“
In her work “Secret Land”, Anne Heinlein deals with former restricted military areas of the NVA and the GSSD, as around 12% of the territory of the GDR were prohibited areas. To this end, she researched the archives of the Federal Authority for Stasi documents, spoke to contemporary witnesses, and took photographs in the former regions. She found reports and pictures in files about what was supposed to remain secret, photographed the contaminated landscape after years of military use, and turned found objects from the past into relics. “Secret Land” is about memory, the search for truth, surveillance, human destinies, and military drills. The work deals with history and time and enables an artistic reflection of the past world from the present.
“A great gift for me is that I am not a historian but an artist. That allows me to enable viewers or visitors to the exhibition and anyone who allows me to do so to engage with history on an artistic level.”–Anne Heinlein
After an apprenticeship as a photographer, Anne Heinlein studied fine art at the Academy of Visual Arts Leipzig in the artistic photography class of Timm Rautert. She has been working as a freelance artist since graduating in 2006. Her work has been shown internationally in numerous solo and group exhibitions, such as at the Kunstmuseum Siegen, Deutsche Börse Photography Foundation, Goethe Institute San Francisco, Landesmuseum für Moderne Cottbus, Fotohof Salzburg, and National Museum Bucharest. Art scholarships, such as that of the Stiftung Kunstfonds and the Künstlerhaus Lukas Ahrenshoop, followed. Her work has been awarded the Lotto Art Prize and the Young Artists' Prize of the State of Brandenburg, among others. For her last publication, "Geheimes Land“ Anne Heinlein received the silver medal of the German Photo Book Award in 2023/2024.
In Betty Böhms Projekten der vergangenen Jahre findet sich als zentrales Moment der durch den globalen Norden und seine zivilisatorische Entwicklung geprägte Einfluss der Spezies Mensch auf unseren Planeten (und darüber hinaus). Unser Expansionshunger und der damit einhergehende stetige Extraktivismus in Verbindung mit gewaltvoller Aneignung hinterlassen – oft direkt, noch öfter indirekt – verwundete Landschaften, Orte und Strukturen. Die an diesen Orten nachwirkenden Einschreibungen vorangegangener Ereignisse, die unser kollektives Bewusstsein prägen können, sind für die Künstlerin von besonderem Interesse. Landschaften dieser Art spürt sie nach, um sie in all ihrer Ambivalenz zu porträtieren. Eine große Rolle spielt dabei immer auch die wechselseitige Befragung mit ihrem subjektiven Blick, ihrer subjektiven Perspektive.
A central moment in Betty Böhm’s work is the influence of the human species on our planet (and beyond), shaped by the global North and its civilizational development. Our hunger for expansion and the constant concomitant extractivism in liaison with violent appropriation, leave behind – often directly, even more often indirectly – wounded landscapes, places and structures. The inscriptions of previous events lingering in these places and thus shaping our collective consciousness are of particular interest to her. She traces landscapes of this kind to portray them in all their ambivalence. A major role is always played by the reciprocal questioning with her subjective view and personal experience.
"Nach 1990 – Fokus Fahnenmast"
Die Auseinandersetzung mit Transformationsprozessen sind ein fester Bestandteil in Christof Zwieners künstlerischem Werk. Dabei bezieht er sich auf die Vorstellung der Überlagerung von Zeiten. Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft sind hier unmittelbar mit einem Gegenstand, einem Gebäude oder einem Ort verknüpft. Zwiener arbeitet bewusst mit diesen objekt- oder ortsspezifischen Aspekten, die beinahe aus der öffentlichen Wahrnehmung entschwunden sind und somit kulturell unsichtbar erscheinen. Ihnen eine neue, aber temporäre Wahrnehmung zu verleihen und für die Allgemeinheit sichtbarer zu machen, ist sein zentrales künstlerisches Anliegen.
„Persistence“
Thanks to a grant from the Centre National de l’Audiovisuel, Luxembourg, Claudio Gobbi had the chance to spend a whole summer in Berlin. The focus of the artist´s project, titled Persistence, was the 20th century interiors of cultural public meeting places in Europe, and Berlin was one of the capitals he wished to explore with this topic.
Claudio Gobbi (1971, Ancona, Italy, lives in Berlin) is an Italian artist working with photography. He grew up in Rome and has lived in Milan and Paris. He is based in Berlin since 2010. He trained in Political Sciences at the University of Rome before he decided to study photography at Riccardo Bauer Institute in Milan where he specialized under the guidance of Gabriele Basilico.
Special Edition für VTph editions
„Glutnester“
Abend für Abend öffnet er die Tonne und kippt die Asche aus seinem Ofen hinein. Eine Wolke steigt auf, ziegelrot im Schein der Hofbeleuchtung. Kleine Leuchtpunkte darin. Noch nicht erloschene Partikel.
Beim Gang durch den dunklen Flur sah er sie glühen. Erst dicht an dicht, dann immer weniger; wie ein All, das unaufhörlich leerer wird, je weiter sich die Sterne voneinander entfernen. Am Ende wird es dunkel sein, wenn er in den Himmel schaut.
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„I follow rivers“
„In offener Landschaft, ohne Kompass und Richtung, sollte man Flüssen folgen“, so ein Hinweis des Künstlers auf den Titel. Gnaudschun beschäftigen die Wege, die sich aufzeigen, wenn Finsternis das eigene Lebensgelände unpassierbar macht, es einer Neuorientierung bedarf. Er sieht sich selbst als Fährtenleser, sucht Spuren, geht ihnen nach und schafft den Abgleich seiner Innenwelt mit den Bildern der Außenwelt.
Göran Gnaudschun (*1971 in Potsdam) studierte 1994 bis 2003 an der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig bei Timm Rautert künstlerische Fotografie und Bildende Kunst. Von 2016 bis 2017 erhielt er das Stipendium der Deutschen Akademie Villa Massimo in Rom und 2018 den Brandenburgischen Kunstpreis. Er lehrt an der Ostkreuzschule für Fotografie Berlin.
Julian Atanassov, photographer and cinematographer in cinema and commercials, shows impressive and sublime landscapes he discovers on his continuous journey through different countries, mixing life and work together.
Working primarily on color-negative film, he feels like the analog material has a flavor, a presence, "a truth," which unveils the image behind the image. Color & silver gelatin prints, he often prints classically in the dark room. Born in Bulgaria and a traveler from a young age, he reveals the world in a fairytale-like emotional way.
Kathrin Ganser eignet sich in digitalen Welten vorgefundene Bilder an, um diese aus ihrem ursprünglichen Kontext zu lösen und zu eigenen Zwecken umzuformulieren. Vor dem Hintergrund multipler ökologischer und humanitärer Krisen unserer Zeit erforscht die Künstlerin Fragen zur Wahrnehmung von Raum und Bildraum sowie die vermeintliche Perfektion von kartografierten Ansichten, den Satelliten- und Luftaufnahmen und 3D Ansichten oder den Erdbeobachtungen von Google Earth und Google Maps. Für die Künstlerin bedeutet das demnach ein Fotografieren im digitalen Raum, hier interessieren sie Bilder und neue Bildwelten die vor allem durch die von Algorithmen produzierten Leerstellen, Abweichungen und Brüche entstehen. Fotografisches Material unterschiedlichen Ursprungs überlagert sich oder erweitert sie installativ in den Raum. Es entstehen rätselhafte Himmelskörper, Ansichten des schmelzenden Eises in der Antarktis, glitzernde Linien, die wie Flatterbänder im Wind zu wehen scheinen und verschachtelte Erkundungen unseres Planeten.
Kathrin Ganser (geb. 1977) studierte an der Kunsthochschule Halle, der Universität der Künste Berlin und promovierte 2014 an der Bauhaus-Universität Weimar mit dem Abschluss Ph.D. Freie Kunst. Aktuell sind Arbeiten von ihr in der Ausstellung EUROPEAN TRAILS im Zentrum für Gegenwartskunst - H2 der Kunstsammlungen und Museen Augsburg zu sehen. In der von Thomas Elsen kuratierten Ausstellung werden Arbeiten von unterschiedlichen Fotografinnen und Künstlerinnen, u.a. von Letizia Battaglia, Candida Höfer, Katharina Sieverding und Johanna Diehl in einem Zusammenspiel präsentiert.
Gemeinsam mit GastkünstlerInnen untersucht die Berliner KünstlerInnengruppe pilote contemporary – zu der auch Kathrin Ganser gehört – die Ambivalenz, durch die das Verhältnis der Menschen zu ihrer Umgebung geprägt ist. Neben zahlreichen Gruppen- und Einzelausstellungen in Galerien und Institutionen wurde sie mehrfach ausgezeichnet. Ihre Arbeiten befinden sich unter anderem in der "Neuen Sammlung" des H2-Zentrum für Gegenwartskunst – Kunstsammlungen und Museen Augsburg.
UNCERTAINITY „Uncertainity lautet der Titel der gemeinsamen Ausstellung von Kathrin Ganser und Daniela Zeilinger, in der sie einen kritischen Dialog über die vermeintlichen Gewissheiten und unscharfen Ränder der Fotografie eröffnen. In ihren komplexen und vielschichtigen Arbeiten, die sich ganz wesentlich durch den Einsatz verschiedener Bildmedien und medienreflexiver Strategien auszeichnen, stellen sie die gewohnten Wahrnehmungsweisen auf den Prüfstand. (...) Indem sich ihre künstlerische Praxis dadurch auszeichnet, auf Seiten der Betrachter:innen mehr Fragen auszulösen als Antworten zu liefern, stellen Kathrin Ganser und Daniela Zeilinger das, was man das Unbestimmte in der Fotografie nennen könnte, in den Mittelpunkt.“ (aus dem Ausstellungstext von Christina Natlacen) „Die fotobasierten und fotografischen Arbeiten der Künstlerinnen stellen Fragen zur Wahrnehmung und des Sichtbarmachens. Fehlerquellen in den Aufnahmemomenten und in den digitalen Dateien sind elementare Bestandteile im prozessualen Arbeiten und dem Herstellen von Bildern. Denn darum geht es auch, was ist ein Bild, was ist Wirklichkeit. Vor allem das. Was ist wirklich? Oder auch: Was können Bilder über die Wirklichkeit aussagen? Die beiden Künstlerinnen verstehen sich in der Tradition der Grenzgängerinnen und loten die Indexikalität der analogen und digitalen Fotografie skulptural wie bildnerisch aus.“ (aus dem Text von Kathrin Ganser und Daniela Zeilinger)
Eine Edition von Doppelbelichtungen, die im Zuge der Ausstellung Uncertainity (Sizematters, Raum für Kunst und Film, Wien) 2023 entwickelt wurden, wird nun exklusiv auf VTph editions präsentiert.
Special Edition for VTph editions
„Interstellar"
In this new series, the artist Sarah Straßmann explores the space between folded objects, lights, and shadows and our empiric reality.
Based on the previous series, The Kingdom 2019 (in progress), the photographic objects of the work are based on mobile phone shots that have been photographed during an artist residency at the Perrhe archaeological site in south-eastern Turkey. In the ancient kingdom of Commagene, a mountain range runs through the landscape, into which the ruler Antiochos had built extensive architectural complexes 200 years before Christ. Stairs, columns, and rooms were wrested from the rocks. The mobile phone's panorama function captures these shapes and structures.
A new space was constructed before by folding the motifs printed on paper and fabric, which in turn wrests extended dimensions from the photograph. The work questions our perception of order and space but also tries to reformulate it.
"The Space of Time", 2021
Stefan Heyne ist Magier des Lichts. Spektralfarben werden von ihm gefiltert und in Unschärfe gebracht – und somit wieder in ihre Nuancen zurück verwandelt. In einem neuen Bildausschnitt entfalten sich die Schönheit der Farben und die neu gefundenen Töne. Farbtöne, die sich schwingend durch die Atmosphäre bewegen und in ihrer Vollkommenheit auf das Papier gebannt werden. Es sind Atmosphären, Stimmungen, Situationen und Räume...
"Chagall"