Special Edition für VTph editions
„Glutnester“
Abend für Abend öffnet er die Tonne und kippt die Asche aus seinem Ofen hinein. Eine Wolke steigt auf, ziegelrot im Schein der Hofbeleuchtung. Kleine Leuchtpunkte darin. Noch nicht erloschene Partikel.
Beim Gang durch den dunklen Flur sah er sie glühen. Erst dicht an dicht, dann immer weniger; wie ein All, das unaufhörlich leerer wird, je weiter sich die Sterne voneinander entfernen. Am Ende wird es dunkel sein, wenn er in den Himmel schaut.
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„I follow rivers“
„In offener Landschaft, ohne Kompass und Richtung, sollte man Flüssen folgen“, so ein Hinweis des Künstlers auf den Titel. Gnaudschun beschäftigen die Wege, die sich aufzeigen, wenn Finsternis das eigene Lebensgelände unpassierbar macht, es einer Neuorientierung bedarf. Er sieht sich selbst als Fährtenleser, sucht Spuren, geht ihnen nach und schafft den Abgleich seiner Innenwelt mit den Bildern der Außenwelt.
Göran Gnaudschun (*1971 in Potsdam) studierte 1994 bis 2003 an der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig bei Timm Rautert künstlerische Fotografie und Bildende Kunst. Von 2016 bis 2017 erhielt er das Stipendium der Deutschen Akademie Villa Massimo in Rom und 2018 den Brandenburgischen Kunstpreis. Er lehrt an der Ostkreuzschule für Fotografie Berlin.
#SHORTCUT Göran Gnaudschun