#SHORTCUT Behind the scenes
Werkstatt von Loh
Die Werkstatt von Loh wird bis auf den letzten Zentimeter genutzt. Lithografien, Fotografien und Zeichnungen gut eingepackt in Kartonagen und meterlange Leisten verschiedener Hölzer rahmen die Szenerie, in deren Mitte der große gepolsterte Arbeitstisch steht. Darauf ruht im Moment ein Werk.
In der Werkstatt gehen Galeristen, Sammler, Künstler und Fotografen täglich ein und aus. Sie besprechen mit Uwe von Loh die Wahl des Holzes, die Maße, die Art und Weise der Rahmung das allgemeine Kunstgeschehen. Uwe nimmt grundsätzlich jedes Bild persönlich in Augenschein und vermisst es noch einmal ganz genau: „Jeder Millimeter zählt, denn erstaunlicherweise misst jeder unterschiedlich.“ Aber die Kunden vertrauen Dr. Uwe von Loh. Er kommt ursprünglich aus dem Industriedesign. Materialien, Formen und Funktionen sind sein Fachgebiet. „Design ist die Beschreibung von gesellschaftlichen Erwartungen und weniger persönlichem Formempfinden.“ Design als Kommunikation war auch das Thema seiner Promotion an der Bauhaus-Universität in Weimar.
Aufgereiht an einer Stange hängen einzelne Rahmen zur Trocknung. Ein Rahmen kann bis zu vier Stunden Arbeitszeit in Anspruch nehmen. Nicht einberechnet sind die diversen Trocknungszeiten, die im Prozess entstehen. Next day delivery wäre hier unmöglich.
Sieht man sich diese Rahmen genauer an, entdeckt man die feine Arbeit der Holzverbindung auf der Rückseite auf. Ein kleines Stück Holz – auch Schwalbenschwanz genannt – verbindet und schmückt alle vier Ecken des Rahmens. Diese Maschine, welche dazu benötigt wird, besitzen nicht viele Rahmenbauer. Das Ergebnis spricht für sich.
Damit alle Kanten und Nieten eine ebenmäßige Fläche bilden, wird der Rahmen zuvor geschliffen. Im Anschluss kommt die Beize: Schwarz, Weiß, manchmal auch Palisander.
Jedoch gibt es auch Kundensonderwünsche, dann greift er zum Farbtopf, obwohl er selbst kein Fan davon ist. „Wenn Holz mit Farbe lackiert wird, dann braucht man auch gar kein gutes Holz zu nehmen und kann gleich in den Baumarkt gehen.“ Uwe von Loh preist den ästhetischen Wert des Holzes und kramt in der Ecke, um einige Gegenbeispiele zu zeigen. „Das sind dann oftmals einfach nur MDF-Platten, die mit einer Kunststoff-Folie überzogen wurden.“
Schließlich wird der Rahmen gewachst. Er bekommt eine edle, mattglänzende Finish und kann gelegentlich damit besser abgestaubt werden. Ein Rahmen, sagt er, sollte 100 Jahre halten. Das Holz, welches in der Werkstatt verwendet wird, ist kammergetrocknet. Damit wird sichergestellt, dass es sich auf Dauert nicht verzieht.
Doch mit dem Rahmen allein ist es lange nicht getan. Der Montagekarton, auf welchem das Kunstwerk ruht, bietet viele Möglichkeiten, dem Kunstwerk Ausdruck zu verleihen. Uwe klebt einen kleineren Karton auf einen cremeweißen Montagekarton und legt das Werk obenauf, womit es leicht über dem Montagekarton zu schweben scheint. Das ist quasi das Gegenstück zum gerne verwendeten Passepartout. Der leichte Schattenwurf gibt dem Bild etwas besonders würdevolles.
Die Montagekartons sind säurefrei und behandelt, d.h. sie wurden mit einem Mineral behandelt, welches auch mit der Zeit entstehende Säure neutralisiert, um das Papier des Werkes nicht anzugreifen. Wenn Papier sauer wird, dann wird es brüchig und zerfällt, wie alte Zeitung.
Schließlich kommen wir zum letzten Element einer Rahmung – dem Glas. Für Künstlereditionen verwendet er ausschließlich Museumsglas. Gegenüber Fensterglas bietet dies viele Qualitäten. Es ist entspiegelt, durchsichtiger und farbechter, das Bild erscheint klarer und präsenter. Zusätzlich bietet es einen UV-Schutz von 70%.
„Das Handwerk des Rahmenbauers hat heutzutage keinen Meisterzwang mehr. Oftmals sind es Glaser, die nebenbei auch noch Rahmen bauen. Sich darauf spezialisieren tun die wenigsten.“ Wie es dazu kam, dass sich Uwe darauf spezialisiert hat? Nach seinem Designstudium in Halle, London und Weimar ist er 2015 mit Sinnkrise und Doktortitel nach Berlin gekommen und hat dann erstmal irgendwas mit Internet gemacht. Aber Fotografie war schon immer ein großer Teil seines Schaffens und ist auch für Uwe von Loh das Medium seines künstlerischen Wirkens. Und so schließt sich der Kreis zwischen Kunst, Design und Handwerk.
Erst jetzt werden die Elemente zusammengefügt. „Hier ist es vor allem wichtig, staubfrei zu arbeiten.“ Um zu verhindern, dass der Rahmen mit dem Bild in Berührung kommt, passt er spezielle Distanzleisten zwischen Bild, Glas und Rahmen ein. Noch mehr Tiefe, noch mehr Ausdruck.
Auf der Rückseite drückt er mit einer Art Pistole in den Rahmen, um dem Montagekarton den nötigen Halt zu geben.
Den Übergang zwischen Montagekarton und Rahmen versiegelt er mit einem speziellen weißen Papierband, um auch die Rückseite zu einem würdigen Abschluss gebracht zu haben. Es sind eben die Details, die den Unterschied machen. Und die Perfektion seiner Arbeit geht bis zum Nagel in der Wand. Besonders sicher und garantiert gerade hängen Bilder mit sogenannten Lotfix – zwei Metalldreiecke, welche an den beiden oberen Rahmenrändern anmontiert werden. Sie geben dem Rahmen im Raum noch einmal extra Stabilität und ermöglichen so, dass das Bild an der Wand sauber abschließt. Je nach Größe und Schwere des Bildes können aber auch andere Lösungen für die Wandmontage zum Einsatz kommen.
War das der letzte Schritt? Nein, Uwe von Loh presst mit einem Brenneisen auf der Rückseite des Rahmens vorsichtig sein Logo hinein. Jetzt ist es fertig, das Werk im Werk.
© Photos: Uwe von Loh